Abitur 2025: Philologenverband Rheinland-Pfalz sieht dringenden Änderungsbedarf

Mainz, 4. April 2025 – Mit Abschluss des vorgezogenen Abiturs an G9-Gymnasien und Integrierten Gesamtschulen in Rheinland-Pfalz kritisiert der Philologenverband die unterschiedlichen Bedingungen für die Prüflinge bei gleichzeitig zunehmender Zentralisierung der Prüfungen. „Gerechtigkeit und Chancengleichheit bedeutet, dass alle Schülerinnen und Schüler unter denselben Bedingungen geprüft werden – aktuell ist das nicht der Fall“, betont Cornelia Schwartz, Vorsitzende des Philologenverbandes Rheinland-Pfalz. Sie verweist auf bereits zentralisierte Prüfungen in Fächern wie Deutsch, Mathematik, Englisch, Französisch und den Naturwissenschaften sowie geplante Ausweitungen auf andere Fächer, obwohl die Voraussetzungen an den einzelnen Schulen für die Prüflinge unterschiedlich sind: „Benachteiligungen durch Unterrichtskürzungen oder Stundenentfall in der Oberstufe dürfen nicht hingenommen werden.“

Die Kernforderungen des Philologenverbandes lauten daher:

  • Keine Kürzungen des Unterrichts: Alle Kurse sind durchgängig ungekürzt anzubieten. Derzeit ist es vor Ort immer noch möglich, einen Grundkurs etwa von 3 auf 2 Stunden pro Woche zu kürzen oder einen Leistungskurs von 5 auf 4 Stunden. Dies kann zu stark unterschiedlichen Ausgangsbedingungen im Abitur führen.
  • Begrenzung der Kursgrößen: Kurse mit 25 bis 30 Schülerinnen und Schülern oder mehr sind bei gleichzeitig gestiegener Heterogenität nicht mehr verantwortbar.
  • Qualifizierte Vertretungen: Längerer Unterrichtsentfall in der Oberstufe muss durch fachkundiges Personal aufgefangen werden.
  • Ausreichende Ressourcen: Schulen benötigen genügend Lehrerwochenstunden, um die Behelfslösung einer „Aufstockung“ von Kursen zu vermeiden – die dazu erforderlichen Lehrkräfte sind gerade in den Fremdsprachen, in denen dieses Modell besonders häufig durchgeführt wird, vorhanden. (Ein „aufgestockter“ Kurs ist ein Leistungskurs, der nur mit zwei Stunden als Ergänzungskurs angeboten wird und dessen Schüler ansonsten einen Grundkurs im gleichen Fach besuchen.)

Hochproblematisch für Lehrkräfte ist die Abitur-Vorhaltestunde, die während der ohnehin arbeitsintensiven Phase von August bis März zusätzliche Belastungen schaffe. „Die Vorhaltestunde muss dringend abgeschafft werden! Gymnasiallehrkräfte arbeiten sowieso im Durchschnitt weit mehr als die regulären 1.800 Jahresarbeitsstunden eines durchschnittlichen Arbeitnehmers“, so Schwartz. „Hier wird seit mehr als zwei Jahrzehnten der Arbeitsschutz missachtet und die Fürsorgepflicht mit Füßen getreten.“