PhV-Landesvorsitzende spricht im Deutschlandfunk Klartext: Inklusion braucht realistische Rahmenbedingungen!

Mainz, 9. Juni 2025 – Die Landesvorsitzende des Philologenverbandes Rheinland-Pfalz, Cornelia Schwartz, hat als Studiogast in der Deutschlandfunk-Sendung „Campus & Karriere“ deutliche Worte zur aktuellen Situation der Inklusion an rheinland-pfälzischen Schulen gefunden. Ihr Fazit: Inklusion ist ein Menschenrecht; viele Forderungen im Zusammenhang mit Inklusion sind unter den derzeitigen Bedingungen allerdings kaum umsetzbar.

Realitätscheck Inklusion: Zahlen sprechen für sich

Ein aktueller SWR-Bericht zeigt: Selbst Grundschulklassen mit nur 13 Kindern bieten keine optimalen Voraussetzungen für Inklusion, konsequenterweise werden Doppelbesetzungen, die Halbierung der Klassengrößen und multiprofessionelle Teams gefordert. Doch wie realistisch sind diese Forderungen? Ein Blick auf die offiziellen Zahlen aus 2021 macht die Herausforderungen deutlich:

  • Gymnasien: durchschnittlich 25,4 Schüler pro Klasse

  • Grundschulen: durchschnittlich 18,5 Schüler pro Klasse

  • Förderschulen: durchschnittlich 9,8 Schüler pro Klasse

„Eine Halbierung der Klassengrößen klingt gut, ist aber bis auf weiteres unrealistisch“, so die PhV-Landesvorsitzende. Besonders Gymnasiallehrkräfte stehen unter Druck: Sie betreuen pro Lehrkraft 150 bis 300 Schüler und stemmen bereits jetzt Inklusionsaufgaben, etwa im Bereich Autismus-Spektrum-Störungen, häufig ohne nennenswerte Unterstützung von außen. Der Vorwurf, der von einem Hörer auch während der Sendung geäußert wurde, die Gymnasien entzögen sich der Verantwortung, geht daher völlig an der Wirklichkeit vorbei.

Arbeitsbelastung am Limit

Oft wird Inklusion schlicht als eine Frage der Haltung dargestellt. Der Philologenverband sieht das differenzierter: Eine positive Haltung ist zwar Voraussetzung für gelingende Inklusion, reicht aber nicht aus. Notwendig sind auch zeitliche und sächliche Ressourcen, ohne die es nicht geht.

Leuchtende Beispiele für gelungene Inklusion wie das Karolinen-Gymnasium Frankenthal oder das Wilhelm-Remy-Gymnasium Bendorf, an denen Kinder mit körperlichen Beeinträchtigungen erfolgreich inkludiert werden, verfügen über eine deutlich bessere Ausstattung als viele andere Schulen im Land. „Diese Einzelfälle, die ohne die spezielle Ausstattung (besondere Raumakustik, Tischmikrofone, zusätzliche Differenzierungsstunden mit halben Klassen) wie auch ohne das besondere Engagement der dort tätigen Lehrkräfte nicht gelingen würden, machen Mut, können aber derzeit nicht als Maßstab für die Breite dienen – denn andernorts fehlen schlicht die Voraussetzungen, insbesondere in Form von zusätzlichen Unterrichtsstunden, die vom Dienstherrn den Schulen zuzuweisen wären“, so Schwartz.

Ein wichtiger Aspekt: Leistungsgedanke

Nach der Sendung weist der Philologenverband Rheinland-Pfalz auf eine wichtige Tatsache hin: „Das Bundesland Bremen wird oft wegen seiner hohen Inklusionsquote gelobt; im bundesweiten Leistungsvergleich ist es allerdings Schlusslicht. Unser Ziel muss es sein, allen Kindern gerecht zu werden und sie bestmöglich auf die Zukunft vorzubereiten. Der Leistungsgedanke darf dabei nicht aufgegeben werden.“