Abschied vom Schreiben nach Gehör – auch in Rheinland-Pfalz?

Pressemitteilung

Am 6. August titelt die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung „Kinder sollen wieder richtig schreiben lernen“; Autorin Florentine Fritzen spricht von einer Abkehr vom Schreiben nach Gehör in den Bundesländern Baden-Württemberg und Hamburg. Beim Schreiben nach Gehör werden Kinder zunächst beim Rechtschreiben nicht verbessert, sondern sollen möglichst selbständig drauflosschreiben, zum Beispiel mit Hilfe von Anlauttabellen, auf denen Bilder verknüpft werden mit dem jeweiligen Wortanfangsbuchstaben.

Nachdem nun die Rechtschreibleistung von Schülerinnen und Schülern in vielen Bundesländern deutlich gesunken ist, wie nicht zuletzt Arbeitgeber verstärkt bemängeln, scheint das Bewusstsein für die Problematik gestiegen zu sein. „In Baden-Württemberg und Hamburg ist die vielkritisierte Methode schon verboten – und vorgeschrieben, dass wieder auf korrekte Rechtschreibung geachtet werden muss“, so die beruhigende Botschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Der Philologenverband Rheinland-Pfalz hofft nun auf ein Umsteuern in Rheinland-Pfalz. Noch fordert der Teilrahmenplan Deutsch der Grundschule, dass zunächst lautgetreu geschrieben wird – erst später werden dann sogenannte „rechtschreibwichtige Wörter“ durch die Lehrkraft verbessert. „Es kann aber nicht sein, dass sich so zwangsläufig fehlerhafte Schreibweisen einschleifen, die hinterher mühevolles Umgewöhnen erfordern. Es ist falsch verstandene Fehlertoleranz, wenn inkorrekte Schreibweisen jahrelang nicht verbessert werden, bevor man dann am Ende der vierten Klasse vor dem Scherbenhaufen unzulänglicher Rechtschreibleistungen steht“, so die Vorsitzende des Philologenverbandes Rheinland-Pfalz, Cornelia Schwartz. „Auf diese Weise generiert man massenhaft Nachhilfebedarf; auch an vielen Gymnasien gehören entsprechende Nachhilfeangebote in Klasse 5 und 6 zum Alltag. Die dafür eingesetzte Zeit könnte sinnvoller genutzt werden; der Philologenverband fordert das rheinland-pfälzische Bildungsministerium daher zu einer Kehrtwende auf.“

Cornelia SchwartzJochen Ring
LandesvorsitzendePressereferent

Der Philologenverband Rheinland-Pfalz setzt sich für eine starke und anspruchsvolle gymnasiale Bildung sowie ein leistungsgerechtes differenziertes Schulsystem ein und vertritt die Interessen der rund 12.000 gymnasialen Lehrkräfte an Gymnasien und Integrierten Gesamtschulen in Rheinland-Pfalz. Für das am Montag, den 14.08.2017, beginnende neue Schuljahr 2017/2018 stellt sich die unzureichende Unterrichtsversorgung als großes Problem dar. Nach Berechnungen des Philologenverbandes führen struktureller und temporärer Unterrichtsausfall zu einem Mangel von durchschnittlich zwei Lehrerstellen an den Gymnasien und Integrierten Gesamtschulen des Landes. Da eine hinreichend große Anzahl von Bewerbern zur Deckung des Bedarfs zur Verfügung steht, warnt der Philologenverband davor, die Gunst der Stunde verstreichen und qualifizierte Lehrkräfte in die benachbarten Bundesländer, die allesamt eine höhere Besoldung als Rheinland-Pfalz bieten, abwandern zu lassen. Weiterhin erschweren kurzfristige Abordnungen von Lehrkräften an andere Schulen und organisatorische Hindernisse in der zweiten Phase der um sechs Monate verkürzten Gymnasiallehrerausbildung (Referendariat) einen reibungslosen Schulbetrieb.