Außerschulische Lernorte im Fokus der Jungen Philologen - JuPhis aller Bundesländer tagten in Nürnberg

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Kristina Friebes-Kau

Kristina Friebes-Kau

Vom 8. bis 10. September 2016 trafen sich Vertreterinnen und Vertreter der Jungen Philologen aller Bundesländer in Nürnberg, um über Chancen und Grenzen außerschulischer Lernorte zu debattieren. Gemeinsam mit Herrn Dr. Brehm, dem Leiter des Kunst-und Kulturpädagogischen Zentrums der Museen in Nürnberg (KPZ) sowie Herrn Dr. Klepacki von der Universität Erlangen näherte man sich den Argumenten für den Besuch außerschulischer Lernorte sowie der Frage an, was es für Lehrkräfte in diesem Zusammenhang alles zu beachten gibt. In Bezug auf außerschulische Lernorte gilt es zu untersuchen, warum der Diskurs über sie so zugenommen hat. Dies hat unter anderem mit der organisatorischen Trennung von Schule und anderen gesellschaftlichen Formen des Lernens zu tun, woraus auch häufig Kritik an der Schule resultiert.

Öffnung für das Umfeld der Schule

Aus diesem Grund wird die Öffnung der Schule immer wichtiger, die Öffnung für das soziale, kulturelle Umfeld, aber auch für andere gesellschaftliche Subsysteme, wie zum Beispiel die Arbeitswelt. Herr Dr. Klepacki betonte, wie wichtig es sei, dass die geschlossene Form des Lernens der Schule geöffnet und den Schülerinnen und Schülern authentische Begegnungs-und Erfahrungsmöglichkeiten eröffnet sowie letztlich eine Verzahnung von Schule und anderen gesellschaftlichen Erfahrungen ermöglicht werden. Der Besuch außerschulischer Lernorte schafft es, schulische Inhalte, die didaktische und methodische Struktur des Lernens sowie auch organisierte Formen des Lernens wie zum Beispiel im Hinblick auf Zeit und Verfahrensweisen zu durchbrechen.

Ganztagsschule

Gerade in Ganztagsschulen, in denen Kinder und Jugendliche den Großteil des Tages in vorgegebenen Strukturen verbringen, spielen außerschulische Lernorte eine besondere Rolle. Auch ein Wandel in der Gesellschaft mit einem größeren Anteil an berufstätigen Eltern sowie Alleinerziehenden und eine wachsende Zahl an Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund verstärkt die Aufgabe der Schule, Kindern und Jugendlichen Perspektiven zu eröffnen und ihnen die Welt zu Kunst, Kultur, Geschichte, Musik etc. auch in Form von außerschulischen Lernorten zu eröffnen und ihnen zu ermöglichen, diese kennenzulernen. Ob diese Bereiche dann auch im späteren Leben der Schülerinnen und Schüler eine Rolle spielen werden, können wir als Lehrkräfte nur hoffen, aber letztlich nicht beeinflussen.

Gelingensbedingungen

Bleibt die Frage nach den Gelingensbedingungen des außerschulischen Lernens.
Hier nennt Klepacki vor allem das Interesse der Schülerinnen und Schüler sowie der Lehrkraft an dem außerschulischen Lernort, aber auch der finanzielle Rahmen sowie die geographische Lage der Schule. Es ist nicht entscheidend, dass man außerschulische Lernorte ansteuert, die möglichst weit vom eigenen Schulstandort entfernt liegen, sondern dass man standortnahe Einrichtungen gewinnbringend für sich nutzt. Oft wird dabei vergessen, dass man als Lehrkraft zusammen mit den Jugendlichen auch selbst Orte zu außerschulischen Lernorten machen kann, seien es zum Beispiel der Schulgarten, eine Wiese, Innenstadtbereiche und vieles andere. Der Gewinn besteht darin, dass dort Lerninhalte anders in Erscheinung treten als sonst. Dr. Brehm sprach sich besonders für die Bedeutung der Museen als außerschulische Lernorte aus. Vor dem Hintergrund der sich immer weiter entwickelnden Digitalisierung, sprich in einer Welt, die man zunehmend nur noch über die Dimension des Bildschirms kennenlernt, braucht man authentische Orte und Gegenstände in Museen, um die Wirklichkeit richtig einschätzen zu können.

Vor- und Nachbereitung

Andere Perspektiven auf die Dinge und die Welt eröffnen außerschulische Lernorte tatsächlich aber nur, wenn sie sinnorientiert und sinngebend sind. Zum einen muss die Qualität außerschulischer Lernorte vorhanden, aber zum anderen auch eingefordert werden; so müssen Interesse vorhanden sein sowie eine Vor-und Nachbereitung des Besuchs durchgeführt werden. Es kann auch sehr gewinnbringend und eine neue Erfahrung für die Lehrkraft sein, Verantwortlichkeiten an das Museumspersonal abzugeben, um die Lerngruppe aus einer anderen Perspektive kennenlernen zu können. Die Frage nach dem Museumsbesuch als einem „Event“ sieht Dr. Brehm eher als unkritisch, denn seiner Meinung nach ist ein Erlebnis an sich ja noch nichts Schlechtes.

Im Rahmen der Tagung erkundeten die Jungen Philologen bei einem Stadtrundgang durch Nürnberg die außerschulischen Lernmöglichkeiten der Stadt sowie auch des Dokumentationszentrums des Reichsparteitagsgeländes. Im Zentrum der Tagung standen selbstverständlich auch die Anliegen der Jungen Philologen Bayerns, die vor allem in einem Gespräch mit dem Staatssekretär Herrn Eisenreich thematisiert werden konnten.

An dieser Stelle gilt der Referendar-und Jungphilologenvertretung im Bayerischen Philologenverband ein herzlicher Dank für die Planung und Ausrichtung der erfolgreichen Tagung, die einen regen Erfahrungsaustausch über die Landesgrenzen hinweg ermöglichte und ein Nachdenken über den zukünftigen Einsatz außerschulischer Lernorte anregte. Im Verlauf der Tagung war man sich, trotz aller positiver Effekte, die außerschulische Lernorte bewirken können, einig, dass allein die Anzahl der Besuche kein Gütekriterium für einen guten Unterricht darstellt und man folglich eine gute Schule nach wie vor an ihren guten Lehrerinnen und Lehrern und nicht nur an ihren außerschulischen Partnern erkennt.