Digitalisierung und Demokratisierung von Schule sind Themen im Bildungsausschuss

BLICK 337

Foto: Ralf Hoffmann

Am 9. Oktober tagte der Bildungsausschuss (BA) des Philologenverbands Rheinland-Pfalz unter strenger Einhaltung aller Corona-Bekämpfungsregeln in Mainz. Anstoß für die inhaltliche Arbeit waren zwei Anträge an die Vertreterversammlung (VV) aus dem Bezirk Trier, die am 15.11.2019 an den BA zur Beratung überwiesen worden waren:

 

Analoge oder digitale Schulbücher?

 

Der Antrag 104 an die VV „Der Philologenverband möge sich für die Beibehaltung analoger Lernmittel aussprechen, sich aber auch bei den Verlagen für weniger teure und weniger schwere Schulbücher einsetzen. Mehr als zwei Schuljahre sollen in einem Band nicht zusammengefasst werden.“ bestimmte die Beratungen am Vormittag.

 

Olaf Gietz und Bernhard Köhler stellten als Referenten des Cornelsen Verlags zunächst digitale Medien aus ihrem Hause vor. Im Repertoire des Verlags: der „Unterrichtsmanager plus“ als Werkzeug für die Unterrichtsvorbereitung der Lehrkräfte, eine Vokabeltrainer-App und interaktive digitale Übungen zu eingeführten Arbeitsheften für Schülerinnen und Schüler oder Lizenzen für Fachschaften (zum Preis von etwa 100 Euro) zur Einführung von E-Books.

Die neuesten E-Books sind mit den eingeführten gedruckten Büchern auf den ersten Blick identisch, enthalten aber Zusatzfunktionen für die Präsentation über Beamer oder Whiteboard wie zum Beispiel Textmarkierungsfunktionen, Audio-Beiträge für den Fremdsprachenunterricht oder kurze Lehrvideos, die ablaufen, wenn man die Buchbilder anklickt.

 

Die Schulbuchlisten der Länder enthalten inzwischen auch digitale Medien von hoher Qualität. Das Ersetzen analoger Medien durch digitale ist aber bislang nicht geplant; letztere stellen lediglich ein Additiv dar, das in der Regel kostengünstig nur bezogen werden kann, wenn zuvor das entsprechende gedruckte Schulbuch gekauft worden ist.

 

Nach eingehender Beratung befürwortet der Bildungsausschuss mit Fokussierung auf die Mittelstufe grundsätzlich das Anliegen des vorgelegten Antrags 104:

Analoge Bücher sollten weiterhin angeschafft werden, könnten aber in den Schulen teils digital ersetzt werden, sodass ein Transport der Bücher (Gewichtsreduzierung) situationsbedingt entfallen kann. Digitale Arbeitshefte erscheinen als sinnvolles Additiv. Eine Entscheidung über die zusätzliche Einführung digitaler Medien an den Schulen -zum Beispiel über Fachschaftslizenzen - sollte vor Ort unter Berücksichtigung der Lehrpläne, schuleigenen Arbeitspläne und neuen digitalen Angebote in den Schulbuchlisten fallen.

Der PhV wird weiterhin mit den Schulbuchverlagen in Kontakt bleiben, auch um über kostengünstige Möglichkeiten aktuell informiert zu werden.

 

Kürzung des Faches Geschichte in der Sekundarstufe II rückgängig machen?

 

Der Antrag 11 an die VV „Der Philologenverband möge sich dafür einsetzen, dass die geplante Kürzung des Faches Geschichte in der Sekundarstufe II rückgängig gemacht wird.“ bestimmte die Beratungen des Nachmittages.

 

Horst Wittig und Ralf Hoffmann informierten zunächst über das Projekt „Demokratisierung von Schule“ der Landesregierung, über das wir bereits in der Februar- und der März-Ausgabe des „Blick ins Gymnasium“ kritisch berichtet haben und das auf folgenden Säulen aufbaut:

 

  • Bezuschussung von Exkursionen zu außerschulischen Lernorten, die der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft gedenken,
     
  • Stärkung der Partizipation von Schülerinnen und Schülern bei der Gestaltung des schulischen Lebens und Lernens mithilfe einer Änderung des Schulgesetzes,
     
  • Stärkung des Sozialkundeunterrichtes mithilfe einer Veränderung der Stundentafel.

 

Im Fach Sozialkunde ist - nach coronabedingter Verschiebung um ein Jahr - nun im Schuljahr 2021/22 die Erhöhung der Wochenstundentafel in der Sekundarstufe I um zwei Stunden vorgesehen bei Kürzung des Faches Erdkunde um eine Wochenstunde und Ausweitung der Wochenstundenzahl von 30 auf 31 in einer Klassenstufe. Die Anpassung der Stundentafel erfolgt an den einzelnen Schulen in der Regel auf Anraten der betroffenen Fachkonferenzen und durch Beschluss der Gesamtkonferenz.

 

Antrag 11 bezieht sich nun auf die vorgesehenen Änderungen in der Sekundarstufe II:

Als begleitender Grundkurs zum Leistungsfach Erdkunde ist in der Jahrgangsstufe 12 Sozialkunde statt Geschichte vorgesehen und in Jahrgangsstufe 13 Sozialkunde/Geschichte statt Geschichte.

Als begleitender Grundkurs zum Leistungsfach Sozialkunde ist in der Jahrgangsstufe 12 Erdkunde statt Geschichte und in Jahrgangsstufe 13 Geschichte/Erdkunde statt Geschichte vorgesehen.

 

Der Bildungsausschuss spricht sich dagegen aus, einzelne Fächer gegeneinander auszuspielen. Er betont den Wert aller drei gesellschaftswissenschaftlichen Fächer: Geschichte liefert unter anderem einen essentiellen Beitrag zur Stärkung der Erinnerungskultur, Erdkunde zum nachhaltigen und Sozialkunde zum demokratischen Denken. Insofern ist die vom Ministerium für Bildung vorgesehene Kürzung der Wochenstundenzahl für die Fächer Erdkunde in der Sek I und Geschichte in der Sek II inakzeptabel.

 

Im Hinblick auf den vorliegenden Antrag empfiehlt der Bildungsausschuss, dass in der Jahrgangsstufe 13 in den begleitenden Grundfächern zu den Leistungskursen Erdkunde und Sozialkunde, nämlich Sozialkunde/Geschichte und Geschichte/Erdkunde, die Schule eine Geschichtslehrkraft einsetzen darf, die sich bei der Planung des Unterrichts an den Inhalten des Faches orientiert, für das sie ausgebildet worden ist.

 

Umfangreiche Informationen für die Mitglieder des Bildungsausschusses

 

Gegen Ende der Tagung berichteten die Landesvorsitzende, Cornelia Schwartz, über die aktuelle Arbeit des Geschäftsführenden Vorstands im Philologenverband Rheinland-Pfalz und Ralf Hoffmann von der Sitzung des Bildungspolitischen Ausschusses (BPA) im Deutschen Philologenverband (DPhV), die am 10. und 11. September als Online-Konferenz stattfand. Über die Tagungsthemen des BPA „Lobbyismus an Schulen“ und „Versetzung in Corona-Zeiten“ schreibt dessen Vorsitzender, Dr. Marcus Hahn, in der Oktober-Ausgabe der Zeitschrift „Profil“.