Koalitionsverhandlungen in Rheinland-Pfalz: Philologenverband fordert Bildungsoffensive

„Dass aus den derzeitigen Koalitionsverhandlungen zwischen SPD, FDP und Grünen wenig nach außen dringt, mag ein positiv zu bewertendes Anzeichen dafür sein, dass sich die beteiligten Parteien auf Inhalte konzentrieren und sich um eine pragmatische Verständigung bei teilweise unterschiedlichen Positionen bemühen.“ Mit diesen Worten kommentiert die Landesvorsitzende des Philologenverbandes Rheinland-Pfalz, Cornelia Schwartz, die aktuellen Versuche einer Regierungsbildung in Mainz. „Im Sinne der Schülerinnen und Schüler, aber auch der Eltern und Lehrkräfte wäre eine Politik, die mit gesundem Realismus und Augenmaß Verbesserungen im Bildungsbereich anstrebt, ohne dabei von ideologischen Interessen und Reformhast getrieben zu sein“, so Schwartz weiter.

Die klügste Entscheidung in dieser Situation bestünde daher nach Ansicht der Vorsitzenden des Philologenverbandes darin, eine Offensive zu vereinbaren, mit der der Ressourceneinsatz für die Bildung und damit für die Zukunft des rohstoffarmen Bundeslandes Rheinland-Pfalz gesteigert wird. Die Chancen dafür stehen gar nicht so schlecht, denn in allen Parteien gibt es Programminhalte, die für eine Stärkung schulischer Bildung fruchtbar gemacht werden können.

Wenn zum Beispiel die von SPD und Grünen immer wieder erhobene Forderung nach sozialer Gerechtigkeit und sozialer Teilhabe tatsächlich ernst gemeint und nicht nur einer politisch korrekten Begrifflichkeit geschuldet ist, dann lässt sie sich konstruktiv mit dem FDP-Ansatz der Leistungsorientierung verbinden. Dies müsste dann dazu führen, dass das bewährte mehrgliedrige Schulsystem, bestehend unter anderem aus Grundschulen, Gymnasien, Realschulen plus, Integrierten Gesamtschulen, Kollegs, Berufsbildenden Schulen und Förderschulen, gestärkt und ausreichend finanziert wird. Kontraproduktiv wäre die Gründung neuer Schulstandorte und Schultypen, die den bisher erfolgreich arbeitenden Bildungsanstalten Konkurrenz machten und durch Schaffung von Überkapazitäten die Bemühungen um Einhaltung der Schuldenbremse unterliefen.

Eine Politik der klugen und ruhigen Hand bedeutet daher für Rheinland-Pfalz:

• eine 100-prozentige Unterrichtsversorgung und den Aufbau einer jeglichen Ausfall kompensierenden Vertretungsreserve

• eine klare Profilierung von gymnasialer und realer Bildung im Sekundarbereich

• aufgrund der in den letzten Jahren gemachten schlechten Erfahrungen mit dem verkürzten Referendariat bei gleichzeitig gestiegenen Anforderungen im späteren Berufsleben die Rückkehr zum zweijährigen Referendariat für gymnasiale Lehramtsanwärter

• eine Entbürokratisierung des Schulalltags und eine Entlastung der Lehrenden, so dass diese sich wieder auf die pädagogische Kernarbeit und den Unterricht konzentrieren können

• keine Experimente mit erwiesenermaßen gescheiterten Ideen aus der pädagogischen Mottenkiste (keine selbständige Schule, keine Abschaffung von Noten und keine Abschaffung der Nicht-Versetzung)

• Senkung der Klassenmesszahlen in allen Schulformen und allen Klassen auf 25 Schüler

• Wertschätzung der Arbeit der Lehrkräfte an den Schulen durch eine Besoldung, die im bundesweiten Vergleich nicht länger die Schlusslichtposition einnimmt.