Philologenverband widerspricht Analyse des Bildungsministeriums: Rheinland-Pfalz schneidet bei IQB-Bildungstrend 2016 unterdurchschnittlich ab

Pressemitteilung

Im Philologenverband Rheinland-Pfalz hat die Reaktion des hiesigen Bildungsministeriums auf den niederschmetternden Befund in Zusammenhang mit der IQB-Bildungsstudie Verwunderung ausgelöst. Obwohl die rheinland-pfälzischen Grundschülerinnen und -schüler in allen getesteten Kompetenzbereichen unter dem Durchschnitt liegen, kommt das Ministerium zu dem Schluss, dass sich ihre Leistungen „im direkten Ländervergleich weitgehend im Durchschnitt aller deutschen Länder“ bewegen.

Tatsache ist aber, dass die IQB-Bildungsstudie den rheinland-pfälzischen Grundschulkindern in den getesteten Bereichen Zuhören, Lesen, Orthografie und Mathematik unterdurchschnittliche Leistungen bescheinigt. Laut IQB „liegt (zudem) in Rheinland-Pfalz im Bereich Zuhören ein signifikant negativer Trend vor, sowohl mit Bezug auf den Regelstandard als auch mit Bezug auf den Mindeststandard.“

Das Bildungsministerium verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass die Studie „in einer Zeit entstanden (ist), die für alle Lehrerinnen und Lehrer mit besonderen Herausforderungen verbunden war“, wohl eine Anspielung auf die Herausforderungen im Zuge der Beschulung von Flüchtlingskindern. Dem setzt die Vorsitzende des Philologenverbandes, Cornelia Schwartz, entgegen: „Diesen Herausforderungen mussten sich alle Bundesländer stellen, so dass man sie nicht als Grund für das vergleichsweise schlechte Abschneiden von Rheinland-Pfalz heranziehen kann. Im Übrigen ist fraglich, inwieweit sich der Zuzug von Flüchtlingen bereits in Studien von 2016 in größerem Umfang niedergeschlagen haben kann. Diese Debatte lenkt eher vom Thema ab. Fest steht, dass Lehrkräfte an den weiterführenden Schulen seit Jahren einen Rückgang in der Lese- und Rechtschreibkompetenz bei den neuen fünften Klassen beklagen. Hier muss endlich genau hingeschaut werden, was schiefläuft.“

Gleichwohl hat das Ministerium – losgelöst von einer Betrachtung der IQB-Studie – recht, wenn es auf die enormen Herausforderungen bei der Beschulung von Flüchtlingskindern für die Grundschulen und auch für die weiterführenden Schulen hinweist. Der Philologenverband fordert in weit größerem Umfang als bisher Fördermaßnahmen in Deutsch und anderen Unterrichtsfächern: „Die Arbeit mit den Flüchtlingskindern hat gerade erst begonnen, sie ist noch lange nicht abgeschlossen und sie ist nicht auf die Grundschulen beschränkt. Unser erstes Ziel muss sein, dass die Flüchtlingskinder gut Deutsch lernen, damit Integration überhaupt gelingen kann. Wir brauchen eine deutliche Ausweitung von Sprachfördermaßnahmen für unterschiedliche Gruppen: für Flüchtlingskinder, für Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund und für Kinder aus bildungsfernen Haushalten.“

Wichtig ist für den Philologenverband außerdem, dass Kinder nicht einfach ohne entsprechende Sprachkenntnisse in einen Unterricht hineingeworfen werden, dem sie sprachlich nicht folgen können. Schwartz fordert deshalb von der Landesregierung, hier Geld in die Hand zu nehmen: „Nach wie vor ist es von größter Bedeutung, in Intensivsprachkurse zu investieren, bevor Schülerinnen und Schüler in den Fachunterricht geschickt werden. Nur so kann Integration gelingen.“