„Der Einschätzung des rheinland-pfälzischen Bildungsministeriums in Bezug auf die aktuellen Ergebnisse der Grundschulstudie von 2021 müssen wir in aller Deutlichkeit widersprechen“, so die Landesvorsitzende des Philologenverbandes Rheinland-Pfalz, Cornelia Schwartz. Nachdem am 17.10.2022 die länderspezifischen Ergebnisse des IQB-Bildungstrends 2021 veröffentlicht worden waren, hatten sowohl das Bildungsministerium als auch der Philologenverband unabhängig voneinander Pressemitteilungen verfasst – mit erheblichen Unterschieden in der Bewertung und bei den Schlussfolgerungen. Zahlenmaterial aus der Studie finden Sie im Anhang.

„Das Bildungsministerium hat durchaus recht, wenn es sagt, Rheinland-Pfalz habe sich ‚im Länderranking […] jeweils deutlich verbessert‘, sei etwa beim Lesen ‚von Platz 13 auf Platz 7 gesprungen‘“, so Schwartz. „Der Grund dafür, dass Rheinland-Pfalz insgesamt im Ländervergleich besser dasteht, ist allerdings nicht, dass Rheinland-Pfalz besser geworden wäre. In den Bereichen Lesen, Orthographie und Mathematik haben wir schlechter abgeschnitten, wenn auch nicht signifikant, im Bereich Zuhören sind wir sogar signifikant schlechter geworden. Es ist eben nur so, dass andere Bundesländer (u. a. Bremen und Berlin) während der letzten Jahre so sehr abgerutscht sind, dass sie nun noch viel schlechtere Ergebnisse geliefert haben als Rheinland-Pfalz.“

Daraus abzuleiten, wie das Bildungsministerium es tut, man sei „auf dem richtigen Weg in Rheinland-Pfalz“ und müsse „diesen jetzt konsequent weitergehen“, hält der Philologenverband für gewagt. Die Einschätzung des Bildungsministeriums („Gleichwohl sind die Ergebnisse insgesamt nach wie vor nicht zufriedenstellend und müssen sich weiter verbessern, aber sie bestätigen uns in dem, was wir nach der letzten IQB-Bildungsstudie auf den Weg gebracht haben“) suggeriert, man habe sich verbessert. „Absolut gesehen ist allerdings das Gegenteil der Fall“, fasst Schwartz zusammen. „Man ist nur von einer schlechten Ausgangsposition gestartet und hat sich in vielen Bereichen nicht so stark verschlechtert wie andere.“

Wir sind der Meinung: Wir müssen in allen Bereichen besser werden, dürfen die Schwachen nicht vernachlässigen, müssen die Mitte stärken und gleichzeitig auch die Bestenförderung vorantreiben. Der Philologenverband Rheinland-Pfalz hält daher an seinen Forderungen fest:

1. Mehr Personal für Grundschulen in sozialen Brennpunkten!
    
2. Weg mit ideologischen Scheuklappen bei der Grundschuldidaktik!
    
3. Förderstunden für alle weiterführenden Schulen als Akutmaßnahme

Anhang

Entwicklung der Ergebnisse in Rheinland-Pfalz: Welcher prozentuale Anteil der Kinder erreicht bei den Leistungen am Ende der 4. Klasse nicht den Mindeststandard, gerade den Mindeststandard, gerade den Regelstandard, gerade den Regelstandard plus bzw. den Optimalstandard?

Quelle: IQB-Bildungstrend 2021. Kompetenzen in den Fächern Deutsch und Mathematik am Ende der 4. Jahrgangsstufe im dritten Ländervergleich. Hrsg.: Petra Stanat, Stefan Schipolowski, Rebecca Schneider, Karoline A. Sachse, Sebastian Weirich, Sofie Henschel. Stand: 17.10.2022. Zusatzmaterial zum Berichtsband: Tabellen (Tab. 3.1web, Tab. 3.2web, Tab. 3.3web, Tab. 3.4web.).

Entwicklung der Punktzahlen in Rheinland-Pfalz – und, im Vergleich dazu, in Deutschland

Quelle: IQB-Bildungstrend 2021. Kompetenzen in den Fächern Deutsch und Mathematik am Ende der 4. Jahrgangsstufe im dritten Ländervergleich. Hrsg.: Petra Stanat, Stefan Schipolowski, Rebecca Schneider, Karoline A. Sachse, Sebastian Weirich, Sofie Henschel. Stand: 17.10.2022. Zusatzmaterial zum Berichtsband: Tabellen (Tab. 4.1web, Tab. 4.2web, Tab. 4.3web, Tab. 4.4web.).