„PISA ist brandgefährlich: Die Aufgaben gehören dringend auf den Prüfstand!“

Diese Forderung erhebt die Landesvorsitzende des Philologenverbandes, Cornelia Schwartz, nach Durchsicht der Musteraufgaben anlässlich der heutigen Veröffentlichung der Ergebnisse des PISA-Tests von 2018 an deutschen Schulen. „Die Studie erzieht unsere Schülerinnen und Schüler praktisch zur unkritischen und unreflektierten Übernahme von Interpretationen und Tatsachenbehauptungen aus dem Internet als ‚Tatsachen‘“, begründet Schwartz ihre ablehnende Haltung gegenüber den aktuellen PISA-Testaufgaben.

 

Der Vorwurf kann nachvollzogen werden anhand der vom PISA-Konsortium selbst veröffentlichten Beispielaufgaben zum Leseverständnis zu den für 2018 ausgewählten Texten „Hühnerforum“ und „Kuhmilch“. Auf S. 15 der Beispielaufgaben gibt es einen Text eines „Gesundheitsjournalisten“ mit dem Titel „Sag einfach ‚Nein‘ zu Kuhmilch“. Nach der Lektüre muss die Testperson verschiedene Aussagen des Journalisten einteilen in „Meinung“ und „Tatsache“.

 

Aussagen aus der Beispielaufgabe wie „Studien haben gezeigt, dass das Trinken von Milch gesundheitsschädlich ist“ werden von den PISA-Testern als Tatsache eingestuft. Studien erscheinen in der PISA-Studie als Autoritäten – wen wunderts? Eine Tatsache ist aber laut Duden ein „wirklicher, gegebener Umstand“, ein „Faktum“. Es stellt sich also die Frage, was Studien generell leisten können.

 

Studien liefern Untersuchungsergebnisse (zum Beispiel „x % mehr Knochenbrüche unter Milchtrinkern“), die ausgewertet, also interpretiert werden müssen: So gelangt man zu einer Studienaussage (zum Beispiel „Das Trinken von Milch ist gesundheitsschädlich.“). Jede Studie muss sich also letztlich auf das Feld der Hypothese, wenn auch der begründeten Hypothese, begeben. PISA trägt zur Verwirrung bei, indem es Schüler anleitet, die Label „Tatsachen“ und „Meinungen“ auf Tatsachenbehauptungen oder Interpretationen („Die Studie zeigt …“) zu kleben.

 

Was wir in der Schule eigentlich wollen, ist ein reflektierter Umgang mit Hypothesen und Meinungen sowie die Möglichkeit, nach bestem Wissen und Gewissen relevante Tatsachen zu suchen, aufgrund derer man dann zu einer fundierten eigenen Meinung gelangen kann. Die PISA-Testperson dürfte sich also keinesfalls auf einen Internettext verlassen, sondern müsste sich, um sich eine fundierte Meinung zu bilden, selbst möglichst viele Studien oder Sachtexte zum Thema durchlesen. Abprüfen lässt sich eine solche Fähigkeit allerdings nicht im Multiple-Choice-Format, sondern in Aufsatzform.

 

„Die von PISA gebastelte Aufgabe offenbart echte Qualitätsmängel und zeigt, dass auch PISA-Testersteller nicht im wünschenswerten Maß medienkompetent sind, dass die Wirklichkeit nur bedingt in Multiple-Choice-Tests abgefragt werden kann und dass Studien (zum Beispiel PISA) schon in der Aufgabenstellung nicht immer reliabel arbeiten. PISA selbst gehört daher auf den Prüfstand, spätestens jetzt, wo deutlich wird, dass durch PISA Schülerinnen und Schüler zum unkritischen Übernehmen von Aussagen aus Internettexten angeleitet werden“, so die Schwartz zum abschließenden Befund des Philologenverbandes Rheinland-Pfalz.