PISA-Sonderauswertung: Weiterhin untaugliche Versuche mit jungen Menschen

„Dass Mitgliedsstaaten der OECD weiterhin Geld für die Durchführung der aufwändigen PISA-Studien zahlen, ist in Anbetracht der Banalität der Ergebnisse eine Beleidigung für jeden Steuerzahler“, so die Vorsitzende des Philologenverbandes Rheinland-Pfalz, Cornelia Schwartz. „Es ist an der Zeit“, so Schwartz weiter, „dass Deutschland endlich dem gesunden Menschenverstand seiner Bildungsexperten an den Schulen vor Ort folgt, statt Steuergelder in PISA-Studien zu versenken. Weitaus schlimmer als die

Vergeudung von Steuergeldern könnten sich aber die Fehlinterpretationen der in den PISA-Tests der letzten Jahre gewonnenen Daten auf das Schulsystem in Deutschland auswirken.“

Damit nimmt Schwartz Bezug auf Finnland, den Testsieger des Jahres 2000: Damals wurde Finnland für seine offenen Unterrichtsformen, seine fortschrittlichen Lernmethoden und das längere gemeinsame Lernen bejubelt, Neuerungen, die das Land nur wenige Jahre zuvor durchgesetzt hatte. Mittlerweile, insbesondere als Folge des finnischen PISA-Absturzes in den Folgejahren, hat man genauer hingeschaut

und führt den anfänglichen PISA-Erfolg Finnlands darauf zurück, dass man dort vor dem Jahr 2000 auf traditionelle Art unterrichtet hatte. Das heißt, die Lehrkraft hatte mit den Schülerinnen und Schülern gemeinsam ein Thema erarbeitet und dafür ihre Fachkompetenz als Lehrerin bzw. Lehrer eingesetzt, und nicht nur als Moderator oder bloße Aufsichtsperson gewirkt. Diese Art des Unterrichtens, von pädagogisch und fachlich qualifizierten, kompetenten Lehrkräften ausgeübt, war hauptverantwortlich für das gute Abschneiden Finnlands bei der ersten PISA-Studie.

Die anfängliche Fehlinterpretation der finnischen Ergebnisse ist an sich schon beunruhigend genug. Dass aber trotz der Revision der mit PISA gewonnenen Erkenntnisse in Deutschland weiterhin unverbesserliche Anhänger des längeren gemeinsamen Lernens sich auf die OECD-Studien berufen, ist unbegreiflich. Und auch was neue Lernmethoden betrifft, sollte sich mittlerweile überall herumgesprochen haben, dass die offenen Unterrichtsformen nicht alleinseligmachend sind und man anderen Unterrichtsformen nicht ihre Daseinsberechtigung absprechen darf. Für Deutschland wäre es fatal, wenn man aufgrund von Fehlinterpretationen das Schulsystem - und damit die Lebenschancen der nachfolgenden Generationen - irreversibel verschlechtern würde!

„Vielleicht sollten die in Deutschland für Bildung zuständigen Politikerinnen und Politiker einmal den Versuch machen und die ungezählten Schuluntersuchungen und -studien der letzten Jahre (TIMSS, PISA, IGLU etc.) auf ihre Gültigkeit und die Exaktheit ihrer Messmethoden prüfen lassen.

Wir gehen davon aus, dass der VW-Skandal dahinter verblassen würde! Das Problem ist nur, dass wir es in der Schule nicht mit einer korrigierbaren Software zu tun haben, sondern mit jungen Menschen, deren Lebenszeit oft durch längst als falsch erwiesene weitere Schulversuche vergeudet wird“, sagte die Verbandsvorsitzende abschließend.