Planungssicherheit für das neue Schuljahr: Philologenverband fordert Weichenstellung für erfolgreiches Lernen und Gesundheitsschutz

Der Philologenverband Rheinland-Pfalz fordert, baldmöglichst Planungssicherheit für das neue Schuljahr zu gewährleisten: Derzeit sind die Schulleitungen schon mit der Personalplanung und anderen Vorbereitungen beschäftigt. Während der Sommerferien arbeiten gymnasiale Lehrkräfte nicht nur an der Konzeption des Unterrichts, sondern auch an der des schriftlichen Abiturs. Wir fordern daher vom Bildungsministerium innerhalb der nächsten Wochen Weichenstellungen für die Gestaltung des neuen Schuljahres.

 

Neben diesen konkreten Vorgaben brauchen die Schulen allerdings vor allem eines: genügend Flexibilität, um die Vorgaben des Ministeriums an die Situation vor Ort anpassen zu können. Dabei spielen viele Faktoren in die Planung hinein: die Ausstattung mit Räumen, Sanitäreinrichtungen und Pausenmöglichkeiten, die Anzahl an Lehrkräften, die im Präsenzunterricht eingesetzt werden können, die baulichen Gegebenheiten, die dem Wegekonzept zugrunde liegen, und insbesondere die Abhängigkeit der Schülerinnen und Schüler von öffentlichen Verkehrsmitteln.

 

Für die Phase der Sommerferien fordern wir von den Schulträgern eine Nachrüstung der Schulen im Sanitärbereich, unter anderem eine Installation von Waschbecken, Seifenspendern bzw. Desinfektionsmittelspendern in jedem Klassenraum. Darüber hinaus erwarten wir angesichts des zwingend notwendigen Mehrbedarfs an Lehrkräften eine entsprechend höhere Anzahl an Planstellen für Gymnasiallehrkräfte, damit tatsächlich Möglichkeiten einer Präsenzbeschulung aller Altersstufen geschaffen werden können, eine Senkung des Klassenteilers in der Orientierungsstufe und darüber hinaus sowie, um die Prüfungen von der Grippezeit im Winter zu lösen und um Zeit zu gewinnen, eine Verschiebung des Abiturs ab 2021 in den Mai/Juni auch für G9-Gymnasien und Integrierte Gesamtschulen.

 

Der Philologenverband hat auf der Grundlage vieler Rückmeldungen aus der Praxis die Anregungen in die Diskussion in den Stufenvertretungen, aber auch in die Verhandlungen mit ADD und Ministerium eingebracht und bedankt sich herzlich für die vielen Diskussionsbeiträge aus den Schulen. Viele Probleme sind noch offen: Präsenzunterricht ist selbstverständlich dem Fernunterricht vorzuziehen, rein digitaler Unterricht kann kein vollwertiger Ersatz sein für Unterricht im Klassensaal – dies gilt für alle Jahrgangsstufen. Allerdings hat der Gesundheitsschutz aller am Schulleben Beteiligten absoluten Vorrang.

 

Nicht alle Verfahrensweisen anderer europäischer Länder, die gelegentlich hochgejubelt werden, erscheinen nachahmenswert. So hatte sich Schweden entschieden, einen Sonderweg zu gehen und auf Schließungen, auch auf Schulschließungen, zu verzichten; stattdessen appellierte man an die Bevölkerung, Abstand zu halten. An der Bevölkerungszahl gemessen hat Schweden allerdings nun eine im Vergleich zu Deutschland viermal so hohe Todesrate. Im für seine Schulöffnung vielgepriesenen Dänemark, das rechtzeitige Schließungen veranlasste und eine ähnliche Todesrate verzeichnet wie Deutschland, scheint man sich nicht völlig zur Normalität zurückbewegt zu haben, sondern setzt verstärkt, wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtet, auf Klassenteilung, kleine Lerngruppen und Unterricht im Freien. Letzterer ist sicher kein Konzept für das neue Schuljahr – und das nicht nur aufgrund der Frage: Was machen wir bei strömendem Regen und im Winter?

 

Dennoch – auch wir müssen den Gesundheitsschutz permanent überdenken. Chef-Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité schätzt, dass knapp die Hälfte aller Infektionen durch Aerosole zustande kommen; diese Aerosole können mehrere Stunden in der Luft schweben und fallen nicht, wie größere Tröpfchen, die ebenfalls eine Infektion auslösen können, zu Boden. Es fragt sich also, ob ein Mindestabstand von 1,50 m, wie ihn das Robert-Koch-Institut derzeit empfiehlt und dessen Ziel die Abwehr der Tröpfcheninfektion ist, ausreicht: Bislang findet die Infektion durch Aerosole wenig Beachtung. Dies könnte nun nach einem Bericht der Welt am Sonntag vom 24.05.2020 anders werden. Dort wird das Beispiel eines Großraumbüros genannt, in dem sich die Mitarbeiter trotz des Sicherheitsabstandes infizierten, ebenso wie das Beispiel eines Chores, der am 9. März im Berliner Dom probte: Die Sängerinnen und Sänger hatten zwar Abstand gehalten; dennoch infizierten sich 60 der 80 Chormitglieder – einige von ihnen wurden schwerkrank.

 

Es ist dem Philologenverband Rheinland-Pfalz daher wichtig zu vermitteln, dass es bei der Planung des nächsten Schuljahres keinen Wettbewerb darum geben sollte, welche Schule die meisten Schüler in den Unterricht bringen kann. Sollten die Infektionszahlen steigen, wird es dafür keine Auszeichnung geben.