Populismus in Rheinland-Pfalz: Philologenverband verurteilt Stimmungsmache gegen Lehrer

In Stammtischrunden und Talksendungen wimmelt es von populistischen Marktschreiern. So macht sich ein Phänomen breit, das man mit dem Anglizismus „Lehrerbashing“ beschreiben kann. Nun heizt auch die Tageszeitung Die Rheinpfalz die Debatte kräftig an und macht Stimmung gegen Lehrkräfte. Am 28. Juni forderte sie in ihrer „Frage an die Leser“ dazu auf, Leserbriefe zu schreiben – unter anderem zu der zusammenhanglosen Suggestivfrage: „Finden Sie es richtig, dass in der Corona-Zeit Lehrer den Präsenzunterricht meiden und durch Vertretungslehrer ersetzt werden?“

 

Der Philologenverband bedauert sehr, dass sich allerdings auch Politikerinnen und Politiker nicht zu schade für entsprechende populistische Parolen sind. Nachdem sich schon MdL Marco Weber vom Koalitionspartner FDP ins Rampenlicht rückte mit einem entsprechenden Tweet, in dem er suggerierte, Lehrkräfte würden nicht arbeiten, wandte sich nun auch Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig mit einer so plumpen wie falschen Aussage an die Öffentlichkeit. Am 2. Juli wurde die Ministerin im Artikel „Für alle Lehrer wieder Präsenzpflicht“ in der Rheinpfalz zitiert mit dem Satz: „Es kann nicht sein, dass alle anderen wieder in den Alltag zurückkehren und die Schulen sollen zu bleiben.“ Offensichtlich orientiert man sich hier an den großen weltpolitischen und transatlantischen Twitterern unserer Zeit.

 

Der Philologenverband merkt dazu an: Die Schulen waren die ganze Zeit schon geöffnet; rein logisch betrachtet können sie also gar nicht „zu bleiben“. Übrigens: Viele Betriebe und Firmen beschäftigen ihre Mitarbeiter weiterhin im Homeoffice, und manchmal auch die ein oder andere Behörde, unter anderem das Bildungsministerium in Mainz, das coronabedingt vernünftigerweise erhebliche Restriktionen im Hinblick auf den Publikumsverkehr erlassen hat.

 

Nur am Rande: In ganz wenigen Berufen sind aktuell Beschäftigte gezwungen, mit ständig wechselnden Gruppen von bis zu 30 und mehr Personen auf engstem Raum zusammenzuarbeiten. Bei der Schülerbeförderung und in der Schule wird dies nach den Ferien wieder der Fall sein. Der Philologenverband ruft Politikerinnen, Politiker, Journalistinnen und Journalisten dazu auf, statt Stimmungsmache dem medizinischen Sachverstand anerkannter Experten zu folgen.