Theatermittel kürzen = Bildungsmittel kürzen

BLICK 295

Foto: Ralf Hoffmann

Foto: Ralf Hoffmann

Actio

Dem Neuwieder Schlosstheater drohte zu Jahresbeginn das Aus: Das Land wollte seine Zuschüsse für das laufende Jahr um 50.000 € kürzen und in 2018 noch einmal um 100.000 €. Der Staatssekretär im Wissenschaftsministerium, Prof. Dr. Salvatore Barbaro, hatte bereits am 06. Januar 2017 im SWR-Fernsehen die vorgesehenen Kürzungen mit Hinweis auf die Notwendigkeit struktureller Veränderungen gerechtfertigt.

Reactio

Auch wenn seit seinem Amtsantritt im Mai 2016 sein Ministerium vom „Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur“ (MBWWK) abgetrennt wurde und sich nicht mehr „Bildungsministerium“ nennt, darf es natürlich nicht sein, dass kulturelle Angebote, die für Bildung relevant sind, auf die Streichliste kommen.

Aus diesem Grund ergriff der Philologenverband die Initiative, um das Theater zu unterstützen. Unter anderem erschien in der Rhein-Zeitung am 10.01.2017 folgender Leserbrief:

„Gefährdet“

Nicht genug, dass das Bildungsministerium mehr als 300 Stellen bei den Lehrkräften abbaut, obwohl noch immer Unterricht ausfällt; jetzt gefährdet es auch die Existenz des Schlosstheaters in Neuwied. Muss man hier Geld einsparen, das die Landesregierung der KPMG-Wirtschaftsprüfungsgesellschaft für deren Expertisen zum Flughafen Hahn gezahlt hat? Ist man sich im Bildungsministerium überhaupt darüber bewusst, dass man mit dieser Kürzung auch die Unterrichtsqualität an vielen Schulen im nördlichen Rheinland-Pfalz angreift? Lektüre aus dem Deutschunterricht auf der Bühne zu sehen, hinterlässt nachhaltige Eindrücke bei Schülern. „Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen - den Vorhang zu und alle Fragen offen“ gilt dabei vielleicht bei Bertolt Brecht, nicht aber wenn die Schauspieler und der Intendant Walter Ullrich nach der Vorstellung für Fragen den Schulgruppen zur Verfügung stehen.

Ralf Hoffmann, Nauort

Conclusio

 

Erfreulicherweise kam bereits am 12. Januar die Kehrtwende: Man verzichtet auf die vorgesehenen Kürzungen und sichert damit die Existenz des Schlosstheaters. Der Philologenverband freut sich über den Erfolg und begrüßt die Entscheidung ausdrücklich: Engagierten Lehrerinnen und Lehrern bleibt ein für den Unterricht relevantes Exkursionsziel erhalten; sie können ihre Lerngruppen nun weiterhin an diesen interessanten außerschulischen Lernort nach Neuwied führen.