Verhältnisse wie in Österreich verhindern: Statt totalem Lockdown lieber Wechselunterricht jetzt!

Mit Entsetzen hat der Philologenverband Rheinland-Pfalz die Nachricht aus dem Nachbarland Österreich aufgenommen, dass dort die Schulen ab Dienstag nächster Woche eventuell geschlossen werden sollen. Um eine ähnliche Kapitulation vor dem Virus an rheinland-pfälzischen Schulen zu verhindern, bedarf es nun eines beherzten Handelns. Seit Monaten empfiehlt der Philologenverband, nicht zwischen den Extremen einer kompletten Schulöffnung und eines totalen Lockdowns zu oszillieren. Stattdessen raten wir dringend zu einem Wechselmodell, um unsere Schülerinnen und Schüler weiterhin in der Schule unterrichten zu können.

 

„Es nützt nichts, wie das Kaninchen auf die Schlange zu starren und gebetsmühlenartig zu wiederholen, man wolle die Schulen ‚so lange wie möglich‘ offenhalten. Das ist kein Konzept, das ist eine Kapitulation vor dem Virus“, erläutert die Landesvorsitzende des Philologenverbandes Rheinland-Pfalz, Cornelia Schwartz. „Als Philologenverband machen wir uns stark für ein Konzept, das mehr auf Prävention als auf Reaktion setzt und mit dem die Schulen tatsächlich durchgängig und nicht nur ‚so lange wie möglich‘ offengehalten werden können. Damit gewinnen wir Verlässlichkeit für Schüler und Eltern und Planungssicherheit für die Schulen.“

 

Einen kompletten Lockdown, für den unsere Schülerinnen und Schüler vielfach wegen der fehlenden Endgeräte noch gar nicht vorbereitet sind, wollen wir unbedingt vermeiden. Im Wechselmodell dagegen hätten wir geordneten Präsenzunterricht, der sich mit Lernphasen zu Hause abwechseln würde. Wechselunterricht bedeutet nicht, dass gleichzeitig Präsenz- und Onlineunterricht gehalten werden muss. Wir schlagen hierfür Folgendes vor: Eine Hälfte der Klasse hat intensiven Präsenzunterricht, während die andere Hälfte Übungs- und Vertiefungsaufgaben, die sie vorher von der jeweiligen Lehrkraft im Präsenzunterricht erhalten hat, zu Hause bearbeitet. In der nächsten Präsenzphase werden diese Aufgaben aufgegriffen und man schreitet im Unterrichtsstoff voran.

 

Das Wechselmodell wird leider fälschlicherweise oft mit dem Unterricht aus der Zeit vor den Sommerferien verglichen – dieser Vergleich hinkt aber: Im Unterschied zu vor den Sommerferien hätten wir nun aufgrund grundlegend anderer Hygienepläne tatsächlich jede Klasse (und nicht nur einzelne Jahrgänge) regelmäßig in der Schule und könnten unsere Schülerinnen und Schüler gezielt auf die Übungen für die Phase zu Hause vorbereiten, so dass es nicht mehr zu missglückten Nachhilfeversuchen von Eltern kommen müsste. Gleichzeitig bedarf es natürlich wieder einer Notbetreuung, wofür Schulen an anderer Stelle entlastet werden müssen.

 

Diese Maßnahmen schlagen wir dem Ministerium nun seit Monaten vor und warnen ebenso lange schon vor der Gefahr unentdeckter Infektionen an Schulen, die unbemerkt in die einzelnen Haushalte eingetragen werden können. Die Gesundheitsämter bewältigen schon längst nicht mehr die Nachverfolgung von Infektionsfällen, Testungen von Kontaktpersonen, so wird uns berichtet, finden deutlich weniger umfänglich statt als noch vor ein paar Wochen. Aus unserer Sicht ist daher ein „Weiter so“ schlicht nicht mehr zu verantworten. Dabei geht es längst nicht mehr „nur“ um Lehrkräfte, sondern um die Gesellschaft als ganze.