Wechsel an der Vorstandsspitze des Philologenverbandes Rheinland-Pfalz - Cornelia Schwartz folgt auf Malte Blümke

Unter dem Motto „Innovation mit Tradition: Das Gymnasium in Rheinland-Pfalz“ fand am 19. und 20. November 2015 in Stromberg die Vertreterversammlung des Philologenverbandes Rheinland-Pfalz, der Berufsvertretung der Lehrerinnen und Lehrer an rheinland-pfälzischen Gymnasien, Kollegs, Integrierten Gesamtschulen und Studienseminaren für das Lehramt an Gymnasien statt. Die rund 190 Vertreterinnen und Vertreter wählten den Geschäftsführenden Vorstand des Verbandes, legten die mittelfristige Verbandspolitik fest und beschäftigten sich in ihren Anträgen mit aktuellen Themen wie Unterrichtsversorgung, Einstellungssituation, Lehrkräftebildung, Inklusion und Flüchtlingspolitik.

Bei der öffentlichen Veranstaltung mit Vertreterinnen und Vertretern der Parteien und Bildungsministerin Vera Reiß forderte die neu gewählte Landesvorsitzende Cornelia Schwartz: „Wir brauchen an den Schulen nicht eine Reform nach der nächsten. Wir brauchen eine Phase der Reflexion: Worum geht es uns in der Bildung? Was sind unsere Werte? Wir brauchen eine Erneuerung des Bekenntnisses der Politik zum Gymnasium, zur gymnasialen Bildung.“

Die neue Vorsitzende des Philologenverbandes Rheinland-Pfalz dankte in ihrer Antrittsrede ihrem Vorgänger, dem zum Ehrenvorsitzenden gewählten Malte Blümke, dessen Stellvertreterin Elvire Kuhn und dem scheidenden Referenten für Öffentlichkeitsarbeit, Josef Zeimentz, für ihren jahrzehntelangen außerordentlich engagierten und wirkungsvollen Einsatz für Bildung in Rheinland-Pfalz. Schwartz, die die Fächer Mathematik und Englisch am Friedrich-Magnus-Schwerd-Gymnasium in Speyer unterrichtet, zitierte passend zum Motto „Innovation mit Tradition“ den amerikanischen Staatsmann Benjamin Franklin: „Tradition heißt nicht, die Asche zu bewachen, sondern die Glut zu entfachen.“ Die Glut für ein leistungsstarkes Gymnasium und eine verlässliche gymnasiale Bildung weiterzutragen, versprach Staatsministerin Vera Reiß in ihrer Replik.

Lilli Lenz, die Vorsitzende des Deutschen Beamtenbundes Rheinland-Pfalz, unterstrich in ihrem Grußwort die Bedeutung von Bildung. Lehrkräfte leisteten einen enorm wichtigen Beitrag für die Gesellschaft, gerade in Zeiten großer Herausforderungen – dafür verdienten sie höchste Anerkennung. In diesem Zusammenhang begrüßte sie auch das Ende des Besoldungsdiktates.

Den Festvortrag für diese Veranstaltung, die im Zweijahresrhythmus durchgeführt wird, hielt Staatsminister a.D. Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin. Seine Ausführungen über den „Akademisierungswahn – zur Krise beruflicher und akademischer Bildung“ wendeten sich gegen eine Bildungsideologie, die unter dem Einfluss von OECD und Bertelsmann-Stiftung das bewährte System der dualen Berufsausbildung in Deutschland, Österreich und der Schweiz verunglimpfe und eine übertrieben hohe Akademikerquote anstrebe. Mit eindrucksvollem Fakten- und Zahlenmaterial belegte der Münchener Physiker und Philosoph seine Thesen:

Ein Drittel aller Absolventen eines Architekturstudiums arbeiten in Deutschland unterhalb ihres Qualifikationsniveaus und verdrängen dabei Berufsabsolvent/-innen von ihrem angestammten Arbeitsplatz.

Deutschland hat im Vergleich der Industriestaaten zwar mit die geringste Akademikerquote, dafür aber gleichzeitig auch die geringste Jugendarbeitslosigkeit, während sich die Situation in Frankreich nahezu umgekehrt darstellt.

Die sogenannte „Great Gatsby“-Curve, die die soziale Mobilität im weltweiten Maßstab abbildet, platziert Deutschland knapp hinter den skandinavischen Ländern noch vor den USA und den anderen Staaten Europas.

Mit ursächlich für den Erfolg akademischer Bildung in Deutschland, so Heinz-Peter Meidinger, der Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, in seinem Grußwort, sei auch das Gymnasium. Um die Ausgestaltung des Gymnasiums werde Rheinland-Pfalz wegen der generellen Beibehaltung der neunjährigen Gymnasialzeit auch von den Bayern beneidet.

Bei den Vorstandswahlen der Delegiertenversammlung wurde Cornelia Schwartz (Speyer) in geheimer Wahl im ersten Wahlgang mit absoluter und deutlicher Mehrheit für das Amt der Landesvorsitzenden gewählt. Ebenfalls gewählt wurden von den Delegierten: Sigrid Janotta-Fischer (Cochem) und Robert Tophofen (Kaiserslautern) als stellvertretende Vorsitzende, Gerhard Peifer (Simmern) und Dr. Thomas Knoblauch (Mainz) als Rechtsreferenten, Jochen Ring (Linz) als Referent für Öffentlichkeitsarbeit, Ralf Hoffmann (Bendorf) als Bildungsreferent, Heike Mohr-Mumbauer (Traben-Trarbach) als Referentin für Frauenfragen und Gleichstellung, Kristina Friebis-Kau (Bad Sobernheim) als Referentin für die Interessen der Jungen Philologen und Markus Perabo (Mainz) als Schatzmeister.