Zu den Vorschlägen der Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger: Nachhaltig höhere Besoldung statt Prämien!

„Die Vorschläge aus den Elfenbeintürmen dieser Republik werden immer absurder und bunter“, urteilt die Landesvorsitzende des Philologenverbandes, Cornelia Schwartz. „Erst hören wir von der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission, man möge doch die Klassen voller machen, Lehrern mehr Stunden geben und ihnen dafür Atemübungen zur Entspannung angedeihen lassen. Jetzt unternimmt die Bundesbildungsministerin einen erneuten Vorstoß zu Leistungsprämien, die, wie sich mittlerweile herumgesprochen haben sollte, team-, motivations- und leistungsfeindlich sind. Der Philologenverband muss wieder einmal klarstellen: Wer den Lehrerberuf attraktiver gestalten will, sollte ein anständiges Gehalt anbieten und die Besoldungstabellen der Länder an die des Bundes, nach denen z. B. in den Bundesministerien bezahlt wird, angleichen und ebenso für stärkere Entlastung sorgen. Prämien für einzelne sind indiskutabel. Einen solchen Versuch hatten wir vor einigen Jahren schon einmal kurzzeitig in Rheinland-Pfalz, und er wurde aus guten Gründen sehr schnell und leise wieder ad acta gelegt.“

Was man mit Leistungsprämien erreichen wird

Denjenigen, die besonders engagiert sind, wovon wir im Bildungsbereich sehr, sehr viele haben, liegt etwas an ihrem Beruf und die werden sich auch weiterhin einsetzen. Und zwar vor allem dann, wenn die Arbeitsbedingungen stimmen. Die Arbeitsbedingungen stimmen aber nicht, wenn man Prämien schafft, bei denen dann doch der eine oder andere hochmotivierte Kollege und die eine oder andere exzellente Kollegin übergangen werden, weil eben nur Geld für ganz wenige da ist. Das schafft nur Frustration und Zwietracht.

Wichtiger wäre es, die Bezahlung in Zeiten von Inflation und Fachkräftemangel generell anzuheben. Will man Arbeitnehmer halten, muss man sie generell besser bezahlen und nicht nur ab und zu an einzelne Lehrkräfte Bonbons verteilen. Und man muss ihnen die Zeit zur Verfügung stellen, ihren Unterricht intensiver vorzubereiten, statt immer neue Arbeitsfelder aufzumachen – mehr Zeit für Qualität, das wünschen sich unsere Gymnasiallehrkräfte seit Jahren bzw. Jahrzehnten, ohne dass das in der Politik Gehör fände. Das aber würde sehr viel mehr Berufszufriedenheit schaffen als eine Prämie für einzelne Auserwählte. Mittlerweile haben viele Gymnasiallehrkräfte selbst die Reißleine gezogen und sind auf eine Teilzeitstelle gegangen, um ihren eigenen hohen Ansprüchen noch gerecht werden zu können: Man arbeitet also 100 %, der Verdienst ist aber der einer Teilzeitkraft.

Hinsichtlich des Lehrkräftenachwuchses geben wir zu bedenken: Junge Generationen schauen heute viel mehr als früher auf die vielzitierte Work-Life-Balance, und um die steht es im Gymnasiallehramt nicht zum Besten, gerade wenn sich, nicht nur zu Abiturzeiten, die Korrekturstapel häufen. Gleichzeitig will jemand, der sich überlegt, ins Gymnasiallehramt zu gehen, wissen, womit er finanziell zu rechnen hat – eine Prämie wird man da kaum in die Überlegungen mit einbeziehen – sie wirkt sich hier also überhaupt nicht aus.