Zu wenige Vertretungskräfte: Nach anderthalb Jahren Pandemie stehen Schulen mit dem Rücken zur Wand

„Nach anderthalb Jahren Pandemie stehen die Schulen im Hinblick auf die personellen Ressourcen mit dem Rücken zur Wand. Kurzfristige Ausfälle aufgrund plötzlicher schwerer Erkrankungen können kaum noch aufgefangen werden. Weiterhin übernehmen die Schulleitungen vielerorts die Kontaktnachverfolgung für die Gesundheitsämter. Schulleitungen und Lehrkräfte sind nach anderthalb Jahren am Rand ihrer Kräfte angelangt und warnen, es sei nur eine Frage der Zeit, bis das System kollabiert. Uns erreichen immer wieder Hilferufe von Schulleitungen, die ohne Erfolg die langen Listen von angeblich verfügbaren PES-Vertretungskräften durchtelefonieren“, resümiert Cornelia Schwartz, Landesvorsitzende des Philologenverbandes Rheinland-Pfalz, die Lage an den Gymnasien und Integrierten Gesamtschulen des Landes.

 

Gleichzeitig verkündet das Bildungsministerium, nachzulesen in einem Artikel der Rheinpfalz vom 2.11.2021 („Lehrerpool wächst auf 1725 Stellen“), es stünden immer mehr Vertretungsstellen für die Schulen im Land zur Verfügung. Nach außen sieht es so aus, als könnte damit locker jeglicher Ausfall kompensiert werden. Man muss sich allerdings klarmachen, was diese Poolstellen bedeuten: Die einem solchen Pool zugewiesenen Lehrkräfte werden einer Schule, die von vornherein zu wenige Lehrkräfte hat, für drei Jahre zugeordnet, sind also Teil der Stammbelegschaft und werden für den regulären Unterricht fest eingeplant. Fallen nun, wie an vielen Schulen, Kolleginnen und Kollegen plötzlich am Anfang oder in der Mitte des Schuljahres aufgrund schwerer Krankheit längere Zeit aus oder erhalten aufgrund einer Schwangerschaft im Zusammenhang mit Corona ein Beschäftigungsverbot, gibt es in dem Vertretungspool keine einzige Stelle, die dafür verwendet werden könnte, den kurzfristig entstandenen Ausfall auszugleichen.

 

Gleichzeitig sind auch auf dem restlichen Vertretungsmarkt (über sogenannte PES-Stellen) oft keine Lehrkräfte mehr zu finden, so dass dann die Stammbelegschaft gebeten wird, Überstunden zu machen. In der jetzigen Zeit, die uns sowieso schon bis an den Anschlag fordert, ist dies von ihnen schlicht nicht mehr zu leisten. „Wir brauchen endlich eine wirkliche Personalreserve, die dann im Notfall auch einsetzbar und nicht schon verplant ist – und darüber hinaus eine Streichung aller Aufgaben, die uns in den letzten Jahren noch zusätzlich aufgebürdet wurden“, so Schwartz abschließend.