Zum 4. IQB-Fachgespräch des Bildungsministeriums am 27. Mai 2019: Ursachen bekämpfen statt Symptome lindern!

Anfang des Monats überraschte die Studie „LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität“ der Universität Hamburg mit einer trotz eines Rückgangs immer noch recht hohen Zahl von 6,2 Millionen Erwachsenen, „deren Lese- und Schreibkompetenzen für eine volle berufliche, gesellschaftliche und politische Teilhabe nicht ausreichen“. Insgesamt haben 32,6 % der Erwachsenen große Probleme mit der Schriftsprache:

 

12,1 % der Erwachsenen sind auf der Buchstaben-, Wort- oder Satzebene literalisiert, scheitern aber bei kürzeren zusammenhängenden Texten;

 

20,5 % der Erwachsenen haben „eine auffällig fehlerhafte Rechtschreibung auch bei gebräuchlichem und einfachem Wortschatz“, und sie beherrschen die „Rechtschreibung, wie sie bis zum Ende der Grundschule unterrichtet werden sollte, [...] nicht hinreichend“.

 

Gleichzeitig wissen wir seit der Studie „IQB-Bildungstrend 2016“, dass 23,4 % der rheinland-pfälzischen Grundschülerinnen und Grundschüler beim Rechtschreiben nicht einmal die Mindeststandards erreichen; ein weiteres Viertel reicht nicht an die Regelstandards heran. Im Klartext bedeutet das: Am Ende der Grundschule hat knapp die Hälfte der Schülerinnen und Schüler Schreibkompetenzen, die für die weitere Schullaufbahn nicht oder kaum ausreichen.

 

Unser Ziel muss daher eine Kehrtwende sein! Der rheinland-pfälzische Philologenverband und der Landeselternbeirat bestehen auf einer Ursachenforschung. Es hilft nicht, bloß die Symptome zu lindern: Gutgemeinte Programme wie „Ohrenspitzer plus“, „BISS Lesen – Lesen macht stark“ und ein verbindlicher Grundwortschatz von unter mehreren hundert Wörtern sind nur ein Herumdoktern an den Symptomen einer schwachen Rechtschreibung.

 

Wir müssen endlich – zwei Jahre nach den katastrophalen Studienergebnissen, die sich in der Praxis schon viel früher abgezeichnet haben – die Ursachen erforschen und handeln! Das selbstregulierte Lernen mit Anlauttabellen und „Schreiben nach Gehör“, das Eltern zufolge und entgegen anderslautender Berichte aus Ministerium und Grundschulverbänden weit verbreitet ist, muss auf den Prüfstand! Es muss möglich sein, Irrwege zu verlassen, statt blind darauf zu beharren. Schrift und Rechtschreibung sind wichtige Schlüssel zur Teilhabe an der Gesellschaft!