Zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus 2018

Pressemitteilung

Der Geschichtsunterricht an den Schulen vermittelt das Wissen um die grauenvollen Verbrechen in Deutschland während der Diktatur der Nationalsozialisten; auch in anderen Fächern werden die tödlichen Folgen einer menschenverachtenden Ideologie thematisiert. Dieses Wissen ist wichtig und legt den Grundstein für eine Auseinandersetzung mit den Schrecken der nationalsozialistischen Terrorherrschaft. Dieses Wissen zu vermitteln, ist Aufgabe der Schule.

Heute, am 73. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, begehen wir den Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Es ist ein Tag, an dem wir uns nicht nur historisch- intellektuell mit geschichtlichen Inhalten auseinandersetzen, sondern ein Tag, an dem wir dem Grauen und der tiefsten Verzweiflung der Opfer des Nationalsozialismus nachspüren. Wir erschrecken als Menschen vor dem, was Menschen ihren Mitmenschen antun können.

Wir erschrecken? Können wir überhaupt noch erschrecken? In einer Zeit, in der Menschen umgeben sind von Horror-Meldungen aus den Nachrichten, in der Menschen grausamste Szenen von Folterungen und Hinrichtungen mitfilmen, verbreiten und jederzeit konsumieren können, in der Menschen zum Zeitvertreib gewaltverherrlichende Kriegsspiele am Computer und Smartphone spielen? Kommt Schule überhaupt an gegen die gesellschaftlichen Tendenzen hin zu einem Abstumpfen gegenüber medial vermittelter Gewalt?

Gerade in einer Zeit, in der wir uns an Bilder von Gewalt gewöhnt haben und über kaum etwas noch wirklich erschrecken können, ist das Erschrecken vor Gewalt notwendiger denn je. Schule allein kann eine solche Erziehung zur Menschlichkeit nicht gegen den Willen oder gegen die Trägheit der Gesellschaft leisten. Nur gemeinsam mit allen gesellschaftlichen Kräften kann diese Erziehung gelingen. Aus dieser Verantwortung kann niemand entlassen werden – dieser Verantwortung stellen wir uns als Lehrkräfte gemeinsam mit der ganzen Gesellschaft.