Zur Forderung des Chefs des Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers, nach Ferienunterricht: Aussage offenbart Polemik und Ignoranz

Mit großem Erstaunen reagiert der Philologenverband Rheinland-Pfalz auf den von großer Ignoranz geprägten Angriff auf die Lehrerschaft seitens des Chefs des Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers. Er hatte in einem Interview mit dem Magazin Der Spiegel Unterricht auch in den Ferien und am Wochenende gefordert. Begründet hatte er seine Forderung mit während der Schulschließung entstandenen Defiziten bei Schülerinnen und Schülern. Belehrend hatte er mit einem polemischen Seitenhieb gegen die Lehrkräfte hinzugefügt, dass Ferien nicht Urlaub seien.

 

Der Philologenverband Rheinland-Pfalz hält die undifferenzierte Forderung nach Unterricht in den Ferien und an Samstagen für kontraproduktiv. „An den Gymnasien und Integrierten Gesamtschulen in Rheinland-Pfalz ist auch während der Zeit der Schulschließungen qualitativ hochwertiger Fernunterricht geboten worden. Schülerinnen und Schüler haben diese Angebote dankbar genutzt, und auch von Elternseite gab es an dieser Stelle viel Lob“, so die Landesvorsitzende des Philologenverbandes Rheinland-Pfalz, Cornelia Schwartz. „Wir wollen nicht ausschließen, dass es aufgrund der privaten Situation von Schülerinnen und Schülern bzw. aufgrund ihrer mangelhaften Ausstattung mit schnellem Internet in Einzelfällen Probleme geben kann. Von Seiten der Lehrkräfte allerdings wird derzeit alles dafür getan, um gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern im Lernen gut voranzukommen.“

 

Diese Art von Unterricht fordert nicht nur Schülerinnen, Schüler und deren Eltern, sondern in extremem Maße auch Lehrkräfte, die sich bisher mehr oder weniger klaglos mit technischen Geräten und schnellem Internet selbst und auf eigene Kosten ausgestattet haben – das Warten auf das rheinland-pfälzische Bildungsministerium oder die Landesregierung war für viele keine Option; zu negativ waren schon in der Vergangenheit die Erfahrungen mit versprochenen und dann wieder zurückgenommenen oder auf den Sankt-Nimmerleinstag verschobenen Versprechen bezüglich einer adäquaten Ausstattung. Als Philologenverband sind wir der Auffassung, dass da, wo gut gearbeitet wurde, auch eine Pause dringend notwendig ist: für Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer. Wo es nicht geklappt hat, möge man Ross und Reiter nennen, sich aber nicht erneut in einer pauschalen Lehrerschelte, die gerade in Pandemiezeiten in vielen Fällen durch nichts gerechtfertigt erscheint, ergehen!

 

Dass Ferien kein Urlaub sind, erfahren Gymnasiallehrkräfte in allen Ferien und verwenden zusätzlich zu den Ferien auch rund ums Jahr die Wochenende für ihre Arbeit: Wir korrigieren Klassen- und Kursarbeiten, planen Unterricht, entwerfen Abituraufgaben. Schulleitungen und Lehrkräfte bereiten ihren Unterricht nach und vor, organisieren den Betrieb Schule etc. Wer hier mehr fordert und von „Verweigerungshaltung“ spricht, hat schlicht nicht begriffen, was engagierte Lehrkräfte derzeit alles leisten. An Heinz Hilger persönlich richtet Cornelia Schwartz daher den Appell: „Fragen Sie unsere Schülerinnen und Schüler, was augenblicklich an den Schulen geleistet wird, statt üble Nachrede zu betreiben!“