Zur öffentlichen Sitzung des Bildungsausschusses des rheinland-pfälzischen Landtages am 07.03.2023: Philologenverband prangert erwiesenermaßen einseitige und falsche Ausrichtung im rheinland-pfälzischen Deutsch-Lehrplan der Grundschule an

Erneut ist die Grundschulstudie des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) mit ihren besorgniserregend schlechten Ergebnissen, die 2021 erhoben und im vergangenen Jahr veröffentlicht wurden, Thema im Bildungsausschuss des Landtages. Ganz ausdrücklich begrüßt die Landesvorsitzende des Philologenverbandes Rheinland-Pfalz, Cornelia Schwartz, dass die Landtagsabgeordneten am 07.03.2023 in öffentlicher Sitzung über die Problematik und mögliche Lösungswege beraten: „Seit der ersten Erhebung des IQB von 2011 sind die Leistungen von Kindern am Ende der 4. Klasse in den Bereichen Mathematik, Lesen, Zuhören und Orthographie dramatisch gesunken. Dies beschäftigt die weiterführenden Schulen sehr; schließlich brauchen sie ein gewisses Fundament, auf dem sie aufbauen können.“
Schuld an der Misere etwa in der Rechtschreibung ist beileibe nicht nur Corona. Eine wichtige Säule erfolgreichen Unterrichtens ist die direkte Instruktion durch die Lehrerin oder den Lehrer im Verbund mit anderen Unterrichtsmethoden. Eine zweite Säule für Bildungserfolg stellt ein positiver und aktiver Umgang mit Fehlern als Lernchancen dar: Auf keinen Fall sollte man aus lauter Angst vor Demotivation der Lernenden über Fehler hinweggehen, sondern sie von Anfang an pädagogisch angemessen aufgreifen. „Als Philologenverband haben wir in der Expertenanhörung im Bildungsausschuss am 8. Februar den Blick auf die Einseitigkeit des Deutschlehrplans der Grundschule gelenkt“, so Schwartz. „Seit gut zwei Jahrzehnten zwingt der rheinland-pfälzische Lehrplan seine Grundschullehrkräfte, mit dem äußerst umstrittenen Spracherfahrungsansatz
von Hans Brügelmann zu arbeiten: Verpönt sind bei Brügelmann ausgerechnet die lernwirksamen Instrumente direkter Instruktion durch die Lehrkraft und eine Fehlerkultur, die Fehler als Lernchancen begreift! Die Bonner Studie von Tobias Kuhl hat nun zutage gefördert, dass Kinder, die nach einem Lehrwerk, das auf der Brügelmann-Methode beruht, unterrichtet wurden, mehr als doppelt so viele Rechtschreibfehler machen wie Kinder, die mit einer modernen Fibel unterrichtet wurden. Wir appellieren an die Politik, nun endlich die einseitige Fixierung auf die Brügelmann-Methode im Lehrplan zu kippen – ansonsten wird die Bildungsungerechtigkeit, die die derzeitige Bildungspolitik leider auszeichnet, immer weiter zunehmen.“
Referenz: Kuhl, Tobias. Rechtschreibung in der Grundschule. Eine empirische Untersuchung der Auswirkungen
verschiedener Unterrichtsmethoden. Wiesbaden (Springer), 2020.