Kommentar: Künstliche Intelligenz und Schule

Blick 362

Quellenkritik so notwendig wie nie

 

Quellenkritik tut not: Es wäre naiv zu glauben, dass ChatGPT die Wahrheit besäße, und man muss genau hinschauen, woraus sich die Ergebnisse bei ChatGPT speisen. Gelegentlich gehen die Antworten von ChatGPT komplett an der Frage vorbei: Bei unserer Testfrage nach der Bonner Rechtschreibstudie scheint das Programm irgendwelche Informationen von Rechtschreibstudien zusammengesucht zu haben, die dann aber in einen wohlklingenden Text verpackt und somit gut „verkauft“ werden.

 

Kritisches Denken statt kritikloser Übernahme maschinengenerierter Texte

 

Die Frage der Urheberschaft ist dabei eine sehr spannende. Wie in sozialen Netzwerken auch ist eine massive Beeinflussung der Antworten durch einseitige bzw. nicht geprüfte Informationsquellen nicht ausgeschlossen. Insofern haben wir gerade in der Schule (und der Universität) die wichtige Aufgabe, Menschen noch einmal zu tieferen Einsichten über das Funktionieren des Datensammelns und -auswertens solcher Programme zu führen und sie zum kritischen Denken zu befähigen, nicht zur kritiklosen Übernahme maschinenerstellter Texte.

 

Der Denkmuskel darf nicht erschlaffen

 

Aus diesem Grund steht es auch nicht zur Debatte, Hausaufgaben oder Aufsatzschreiben nun abzuschaffen. Im Gegenteil: Gerade das haben wir der Maschine ja voraus, dass wir eben wirklich denken können, und wenn wir beim Reden (oder Schreiben) unsere Gedanken allmählich verfertigen, wie es Heinrich von Kleist einmal formuliert hat, dann ist das Reden oder Schreiben eine absolut notwendige Aufgabe, der wir uns immer wieder neu stellen müssen.

 

Hausaufgaben sind insofern Lerngelegenheiten; auf sie sollten wir keineswegs verzichten, und es ist wichtig, dass unsere Schülerinnen und Schüler sich mit ChatGPT nicht Prothesen an gesunde Gliedmaßen ziehen – schließlich wollen wir vermeiden, dass, weil wir sie nicht mehr aktiv nutzen, unsere Muskeln (in unserem Falle also unsere Fähigkeiten zum selbstständigen Denken oder Durchdringen und Lösen eines Problems) allmählich erschlaffen.