Zur Pressemitteilung des Ministeriums für Bildung vom 01.02.2024 - Philologenverband Rheinland-Pfalz warnt vor weiterem Bildungsabbau: Reine Lernlandschaften statt Klassenzimmer in der „Schule der Zukunft“ sind kontraproduktiv!

Es ist für das rheinland-pfälzische Bildungsministerium zur Gewohnheit geworden, jedes Problem, mit dem die Schulen der Gegenwart konfrontiert werden, mit einem Verweis auf die „Schule der Zukunft“ zu bagatellisieren. In der vagen Hoffnung, dass die sogenannte „Schule der Zukunft“ die Lösung für alle Probleme der Gegenwart bereithält, zelebrierte das Bildungsministerium am 01.02.2024 in Ingelheim das „Forum Zukunft“.

Die „Schule der Zukunft“ subsumiert alle möglichen Ideen unter diesem Dach, darunter auch begrüßenswerte Ansätze wie etwa Projekte zur Nachhaltigkeit und zum Klimaschutz. Sie sind wichtig und richtig, helfen allerdings nicht gegen mangelnde Kompetenzen beim Lesen, Schreiben und Rechnen. Genau so aber verkauft das Ministerium derzeit die „Schule der Zukunft“ in der Öffentlichkeit.

Mancherorts werden unter dem Label der „Schule der Zukunft“ Wände von Klassenzimmern eingerissen, um Klassenzimmer weitgehend durch Lernlandschaften zu ersetzen, in denen jedes Kind individuell im eigenen Tempo lernen kann. Diese Idee mag auf den ersten Blick interessant aussehen, und als Philologenverband begrüßen wir Lernlandschaften, die zusätzlich zu den Klassenzimmern zur Verfügung stehen, um phasenweise abgestimmt auf die Lerngruppe den Unterricht zu öffnen. Gerade aber die international angelegte und umfassendste Bildungsstudie Visible Learning von John Hattie warnt davor, diese Art des individualisierten Lernens auf längere Zeit hin anzulegen. Keinesfalls, so ein Resultat der Hattie-Studie, sollte man individualisiertes Lernen absolut setzen: Auf Phasen der direkten Instruktion durch die Lehrkraft kann nicht verzichtet werden, und dafür brauchen wir Klassenzimmer. Entgegen der doch eindeutigen Studienlage führt Rheinland-Pfalz hier Dinge ein, die nur mit erneutem finanziellen Aufwand wieder rückgängig gemacht werden können.

Cornelia Schwartz, Vorsitzende des Philologenverbandes Rheinland-Pfalz, zeigt sich entsetzt: „Es ist fatal, was hier geschieht, und viele Kolleginnen und Kollegen haben den Eindruck, dass publikums- und medienwirksame Maßnahmen entgegen den Resultaten aus Studien und den Erfahrungen in der Praxis durchgeführt werden sollen. Weiterer Bildungsabbau scheint vorprogrammiert.“