Zur Plenarsitzung des rheinland-pfälzischen Landtages am 11.05.2023 - Unüberlegte und unterfinanzierte Inklusion ohne zusätzliche Ressourcen und ohne sehr viel kleinere Lerngruppen schadet allen

In der heutigen rheinland-pfälzischen Landtagsdebatte diskutierten die Abgeordneten den Antrag der Ampelkoalition „Inklusiven Unterricht an allen Schulen in Rheinland-Pfalz weiter voranbringen“ (Drucksache 18/6270). Offiziell lautet der Untertitel des Antrages zwar „Gleiche Bildungschancen für jedes Kind“; tatsächlich aber ist den Beteiligten an den Schulen schon jetzt klar, dass dieses Ziel nicht erreicht werden wird.

Die Landesregierung legt in ihrem Antrag ihre Intention dar,

  • Inklusion an allen Schularten zu etablieren,
  • zieldifferenten Unterricht weiter voranzutreiben und die Lehrpläne entsprechend anzupassen,
  • „Exklusionsquoten“ zu verringern …

Aus Sicht des rheinland-pfälzischen Philologenverbandes ist diese Entwicklung einer unterfinanzierten Inklusion katastrophal und verschärft den Bildungsnotstand im Land dramatisch. „Die Ampelregierung in Rheinland-Pfalz scheint vom Alltag an den Schulen weit weg zu sein; die Ergebnisse zum Beispiel der IQB-Studien der letzten Jahre an allen Schularten scheinen ungehört verhallt zu sein, obwohl sie ganz deutlich als Warnschüsse hätten aufgefasst werden müssen. Der durch sie festgestellte dramatische Leistungsabfall ist Ausdruck dafür, dass wir bei der Heterogenität innerhalb der Lerngruppen schlicht an unsere Grenzen kommen“, resümiert Landesvorsitzende Cornelia Schwartz die Situation.

„Man hat Inklusion auf dem Rücken der Lehrerinnen und Lehrer, vor allem aber auf dem der Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern ständig weiter vorangetrieben, ohne die notwendigen Ressourcen bereitzustellen. Dabei scheint es niemanden zu interessieren, ob Kinder und Jugendliche fit werden für das Leben nach der Schule – Hauptsache, die Inklusionsquote stimmt. Die an Lehrkräfte gestellten Ansprüche sind trotz hohen Engagements oft kaum zu erfüllen; der Spagat zwischen Kindern in großen und heterogenen Lerngruppen ist nicht zu bewältigen. Gerne reden Politiker, die die Aufgabe an sich ja nicht selbst stemmen müssen, von „Differenzierung“ und „Individualisierung“ – nur: Wer will den Job in der Schule noch machen? Dort, wo wir halbierte oder noch kleinere Lerngruppen haben, kann das gutgehen – aber wie realistisch ist das in der Fläche? Gerade weil wir nur allzu deutlich sehen, dass die Politik aus finanziellen wie auch aus Gründen des Lehrer- und Raummangels kaum in der Lage sein wird, gute Voraussetzungen für Inklusion zu schaffen, können wir vor diesem Vorhaben nur warnen: Lernerfolg und Bildungsgerechtigkeit werden durch unterfinanzierte Inklusion verhindert.“

Bisher traut sich kaum eine Schule, den Ressourcenmangel öffentlich zu machen; mit dem Spruch „Inklusion ist eine Frage der Haltung“ hat man Lehrkräfte, die auf Probleme hinweisen wollten, jahrelang mundtot gemacht. Wir sagen: Nein, Inklusion ist nicht nur eine Frage der Haltung; sie ist eben auch eine Frage des Geldes und der Verfügbarkeit von genügend Personal.