Empfehlungen aus dem Elfenbeinturm: Die Ständige Wissenschaftliche Kommission vergrault auch noch die letzten Lehrkräfte

Die Vorschläge der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz stuft die Vorsitzende des Philologenverbandes Rheinland-Pfalz, Cornelia Schwartz, als völlig ungeeignet ein, um den gegenwärtigen und zukünftigen Lehrkräftemangel zu lindern; im Gegenteil verschärfen sie diesen sogar. „Damit hat die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Bildung schweren Schaden zugefügt“, so Schwartz wörtlich. „Die bei der Einrichtung der Kommission von uns seinerzeit gehegten Befürchtungen wurden in den letzten Tagen vollumfänglich bestätigt: Schulfremde Theoretiker aus der Universität und Bürokraten ohne nennenswerte Unterrichtserfahrung stoßen Lehrkräfte, die bisher trotz widriger Umstände an ihrem hohen Berufsethos festgehalten haben, vor den Kopf und schrecken mit ihren weltfremden Vorschlägen aus dem Elfenbeinturm junge Menschen davon ab, sich für den Lehrerberuf zu interessieren. Nach diesem Schuss in den Ofen sollte die Ständige Wissenschaftliche Kommission aufgelöst werden.“

Um den von der Politik zu verantwortenden Fachkräftemangel im Bildungsbereich zu beheben, hatte das Gremium der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission in der vergangenen Woche unter anderem als Maßnahmen vorgeschlagen:

  • die Möglichkeit zur Teilzeit von Lehrkräften zu beschränken,
  • Stundendeputate anzuheben,
  • Lerngruppen zu vergrößern und
  • „Achtsamkeitstrainings“ anzubieten, „die durch Meditation, Atemübungen, Visualisierungsübungen u. ä. die Achtsamkeit im Sinne einer nicht-wertenden, nicht-reagierenden, offenen Aufmerksamkeit für das momentane Geschehen fördern“.

Wir wollen eines klarstellen:

  • Lehrkräfte verzichten nicht aus Lust und Laune auf einen Teil ihres Gehaltes, sondern um gemäß ihrem hohen Berufsethos unter schon jetzt widrigen Rahmenbedingungen junge Menschen bestmöglich zu fördern.
  • Schon jetzt arbeiten Lehrkräfte auf das Jahr umgerechnet weit mehr als die gesetzlich vorgeschriebenen 40 Stunden pro Woche. Hier noch draufzusatteln, wird die Verbände noch weiter darin bestärken, den Weg einer gerichtlichen Auseinandersetzung zur Senkung der viel zu hohen Arbeitsbelastung zu wählen.
  • Im Einklang mit der organisierten Schülervertretung des Landes (LSV) stellen wir fest, dass jede weitere Vergrößerung von Klassen und Kursen die Möglichkeit zur individuellen Förderung mindert, junge Menschen also benachteiligt.

Die Arbeitsbelastung von Lehrkräften ist real und nicht eingebildet. Das Bestreben, strukturelle Probleme auf eine individualpsychologische Ebene zu heben (Yoga, Achtsamkeitstrainings etc.) stellt einen Missbrauch von Psychologie dar und kann nicht akzeptiert werden.“