Gesellschaftslehre oder die Einzelfächer an IGS – Vorrang für Qualität!

BLICK 336

Das Fachkonglomerat Gesellschaftslehre (GL) sorgt wie kaum ein anderes Thema seit Bestehen der Integrierten Gesamtschulen für Diskussionen in den Kollegien. Befürworter führen die fächerübergreifende Verknüpfung von fachlichen Inhalten als großes Plus an und betonen die Bedeutung von GL als Integrationsfach. Kritiker sehen u.a. die strukturellen Nachteile deutlich überwiegen:
 

  • grundlegende fachliche Inhalte werden von Lehrerinnen und Lehrern vermittelt, die meist nur eine dieser Fachwissenschaften studiert haben,
     
  • erheblich höherer Aufwand bei der Unterrichtsvorbereitung aufgrund der studien- und ausbildungsfremden Inhalte,
     
  • im Vorbereitungsdienst an IGSen dürfen - was auch Sinn macht - Lehrprobenstunden und Prüfungen nur in den Einzelfächern Geschichte, Sozialkunde oder Erdkunde abgehalten werden.

 

Ablehnung des Faches Gesellschaftslehre auch in der Schülerschaft
Kritik an dem Fach Gesellschaftslehre kommt auch vom Geschichtslehrerverband NRW, der eine Abschaffung des Faches Gesellschaftslehre und eine Rückkehr zu den eigenständigen Fächern fordert. Auch viele Schülerinnen und Schüler sind mit dem Fach Gesellschaftslehre unzufrieden, was sie in einem Antrag für den Schülerlandtag 2017 zum Ausdruck gebracht haben. Eine Klasse der IGS Kastellaun hat eine Abschaffung dieses Faches und eine Stärkung der politischen Bildung vorgebracht. Ebenso wurde in einer Petition an den Petitionsausschuss des Landtages Rheinland-Pfalz 2017 die Abschaffung des Faches gefordert.
Wie wenig verankert das Fach ist, zeigt sich bereits in der Verwaltungsvorschrift „Stundentafeln für die Klassenstufen 5 bis 9/10 der Hauptschule, der Regionalen Schule, der Dualen Oberschule, der Realschule, der Integrierten Gesamtschule und des Gymnasiums“, wo es erst gar nicht vorkommt.

 

Gesellschaftslehre an Realschulen plus zum Vergleich
Die Realschulen plus haben im Unterschied zu den IGSen eine Wahlfreiheit und entscheiden eigenständig, ob sie das Fach Gesellschaftslehre einführen oder die differenzierten Fächer gemäß der VV „Stundentafel“ beibehalten. Innerhalb der Realschulen plus fällt diese Entscheidung die jeweilige Gesamtkonferenz. Dies entspricht der konsequenten Umsetzung der Konferenzordnung, da „die Lehrer in Lehrerkonferenzen über alle wichtigen Fragen der Erziehungs- und Unterrichtsarbeit der Schule beraten und beschließen“ und somit vielfältige Möglichkeiten der Profilbildung der jeweils eigenen Schule mitgestalten können. 

 

Abschaffung oder Beibehaltung von Gesellschaftslehre in die Hände der Schulen legen
Um die Fronten zwischen Befürwortern und Ablehnern des Faches aufzubrechen, sieht der Philologenverband hier einen gangbaren Weg. Wir fordern daher, auch den Integrierten Gesamtschulen die Wahlfreiheit zu geben. Vor Ort sollte per Konferenzbeschluss nach eingehender Meinungsbildung entschieden werden, ob Gesellschaftslehre oder die Fächer Geschichte, Sozialkunde und Erdkunde zu unterrichten sind. Das wäre dann ein positives Beispiel für Demokratiebildung, die ja auch von der Landesregierung immer propagiert wird. Schließlich können Fragen der Unterrichtsqualität und der Bildung von niemandem besser beantwortet werden, als von denen, die tagtäglich vor den Klassen stehen und wissen, wie ihre Schülerinnen und Schüler am besten zu fördern sind.