Heike Schmoll legt den Finger in die Wunde - Vertrauenslehrertag des Philologenverbandes Nordrhein-Westfalen

Im Vorfeld der nordrhein-westfälischen Personalratswahlen fand am 28.04.16 der Vertrauenslehrertag des Philologenverbandes Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf statt. Mit ihren schonungslosen Fragen an die schulpolitschen Sprecher der im Landtag NRW vertretenen Parteien (Sigrid Beer, Bündnis 90/Die Grünen; Monika Piepers, Piraten; Eva-Maria Voigt-Küppers, SPD; Yvonne Gebauer, FDP; Klaus Kaiser, CDU) legte die profilierteste deutsche Bildungsjournalistin und Redakteurin bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Dr. Heike Schmoll, den Finger in die Wunden, die in der laufenden Legislaturperiode durch die Schulpolitik im bevölkerungsreichsten Bundesland entstanden sind.

Den Interviewten fiel es sichtlich schwer, Dr. Schmoll zu antworten. Die Moderatorin der Veranstaltung wollte zum Beispiel wissen,

• warum es in Nordrhein-Westfalen keine Begabtenförderung gebe,

• ob „individuelle Förderung“ in letzter Konsequenz bedeute, dass jede Schülerin und jeder Schüler im individuellen Tempo und „am Einzeltisch“ lernen soll,

• warum die verbindliche Grundschul-Empfehlung abgeschafft wurde, obwohl doch empirische Studien gezeigt hätten, dass gerade durch diese Maßnahme Kinder aus sozial schwächeren Familien benachteiligt werden.

In einer launigen Rede stimmte der Vorsitzende des nordrhein-westfälischen Philologenverbandes, Peter Silbernagel, die Delegierten auf den Personalratswahlkampf ein. Gemäß dem Diktum, dass es schwierig ist, keine Satire zu schreiben, erntete er schallendes Gelächter, als er Verlautbarungen der Bildungsverwaltung und Aussagen im Pädagogik-Jargon zitierte. In seinem immer wieder von anhaltendem Beifall unterbrochenen Vortrag formulierte er außerdem in klarer Abgrenzung zu den konkurrierenden Berufsvertretungen und Gewerkschaften  folgende Kritikpunkte und Positionen:

• in Bezug auf Notenverzicht: „Mit Vorsatz werden junge Menschen betrogen, wenn sie keine Rückmeldung zu den erbrachten Leistungen erhalten.“

• in Bezug auf Evaluation-Bürokratie: „Lernstandserhebungen und Qualitätsanalysen sind nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems.

• In Bezug auf guten Unterricht: „Professionalität in den studierten Fächern ist Voraussetzung für guten Unterricht.“