Zum Auschwitz-Gedenktag am 27. Januar 2020: Bildung und Aufklärung als Stützen der Demokratie

Am 27. Januar vor 75 Jahren wurden in Auschwitz inhaftierte Menschen von alliierten Truppen aus dem Konzentrationslager befreit. Wir gedenken der Familien, die auseinandergerissen wurden und denen führende Nationalsozialisten, Handlanger und Mitläufer unvorstellbare Grausamkeiten zufügten. Wir gedenken der vielen Ermordeten. Wir gedenken der Überlebenden und ihrer Nachkommen, die der erlittene Terror ein Leben lang verfolgte und auch heute noch verfolgt.

Was in Auschwitz und andernorts an Gräueltaten geschah, war eine Fortsetzung dessen, was sich in den Jahren und Jahrzehnten zuvor in der Gesellschaft ausgebreitet hatte. Das Gefühl vieler Menschen, auf der Verliererseite zu stehen, wurde überlagert von einem Überlegenheitsgefühl anderen Personengruppen gegenüber. Diese unselige Mischung kulminierte im Rassenwahn der Nationalsozialisten.

75 Jahre später werden Parallelen zwischen gestern und heute gezogen, und die Bezeichnung des vor uns liegenden Jahrzehnts als „Zwanziger Jahre“ ruft Erinnerungen an die darauffolgenden Dreißiger Jahre und den Weg in die Diktatur wach. Damit sich Geschichte nicht wiederholt, darf die Auseinandersetzung mit den Gräueltaten der Nationalsozialisten und mit dem stummen oder schadenfrohen Zuschauen der Menschen im Dritten Reich niemals aufhören. Darum ist die Beschäftigung mit der deutschen Geschichte des letzten Jahrhunderts an den Schulen auch heute noch so wichtig.

Freiheit und Demokratie sind wertvolle Errungenschaften. Ohne sie kann es schnell zu spät sein, wie die Jüdin Regina Steinitz in einem Interview mit Anja Reich in der Berliner Zeitung vom 17.01.2020 festhält: „Ein junger Mann aus Deutschland hat mir mal gesagt, er hätte sich in der Nazi-Zeit gewehrt. Ich habe zu ihm gesagt: Mein Liebling, du hättest mitgemacht, du hättest auch dein Maul gehalten! Das war eine Diktatur!“